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Montag, 26. März 2012

PS Keltische Kultur: Einführende Diskussion zum Kulturbegriff

Nach einer Einführung zur Forschungsgeschichte und dem Wandel des Kulturbegriffes in den letzten Jahrhunderten fand eine rege Diskussionsrunde um den Kulturbegriff statt.

Ausgehend vom Konzept von Kultur als symbolische Ordnung (wissens- und bedeutungsorientierter Kulturbegriff) wurde die Frage aufgegriffen, wie Kultur in einem Umfeld mit rein materiellen Quellen - der Archäologie - verstanden werden kann. Der wissens- und bedeutungsorientierte Kulturbegriff basiert auf der Annahme, dass Mitglieder einer Gesellschaft durch die Eingebundenheit in den symbolischen Kontext ihres kulturellen Umfelds auf eine spezifische Art und Weise handeln und interagieren. Wenn der symbolische (mentale) Kontext einer Gesellschaft nicht durch schriftliche oder orale Quellen dokumentiert ist, geht der Sinngehalt der entsprechenden Symbole verloren. Eine Interpretation kann dann nur aus einem anderen, vom Forscher postulierten Kontext schöpfen, jedoch nicht aus der indigenen Symbolbedeutung.

Wenn also die mentale Sphäre von Kultur nicht erhalten ist scheint die Bedeutung von materieller Kultur nicht durchschaubar, bzw. rekonstruierbar zu sein. Wie schaut es aber mit schriftlichen Quellen aus, z.B. den mittelalterlichen inselkeltischen Manuskripten, oder den Texten der antiken griechischen und römischen Autoren? Auch da gestaltet sich die Interpretation schwierig, obwohl der mentale Hintergrund vorhanden ist. Die Texte wurden immer mit einer bestimmten Absicht und in einem bestimmten historischen und kulturellen Kontext verfasst. Diese Hintergrundinformationen müssen beachtet werden, wenn man sich mit den in den Quellen enthaltenen Informationen auseinandersetzen will.
In diesem Sinne kann die kulturwissenschaftliche Perspektive - also die Auseinandersetzung mit dem im weitesten Sinne kulturellen Kontext - zusätzliche Informationen bereitstellen, die eine kritische Quellenbetrachtung ermöglichen.

Die Verwendung des Begriffes "Kultur" ist je nach Fachgebiet und Forschungsobjekt sehr unterschiedlich. Der Begriff reicht von einem weiten Kulturbegriff, der alle geistigen und materiellen Ergebnisse menschlichen Handelns einschließt, bis zu einem stark eingeengten und spezifischen Begriff, der den Fokus auf bestimmte Aspekte/Elemente derselben lenkt. Eine klare und allgemeingültige Definition von Kultur zu finden erweist sich als problematisch.

Die Betrachtung der eigenen oder einer fremden Kultur ist generell nicht unproblematisch. Kultur kann entweder sehr weiträumig, oder aber eng aufgefasst werden. Unterschiede auf verschiedenen Ebenen können beobachtet werden und sind vorhanden; Kulturen können jedoch nicht mit Klarheit und Bestimmtheit eingegrenzt bzw. ausgegrenzt werden. (Wo hört eine bestimmte Kultur auf, wo beginnt sie?)

Die Grenzziehungen und hergestellten Zusammenhänge sind immer das Ergebnis von (mehr oder minder) begründeten Ansichten und Positionierungen, die mit der gewählten Perspektive und dem Forschungsziel zusammenhängen. Uns muss bewusst sein, dass Kultur dadurch kein Realität-abbildender Begriff ist, sondern ein Konstrukt.

In der Öffentlichkeit wird der Kultur-Begriff nicht als solches Konstrukt wahrgenommen. Es wird von der eigenen und von fremden Kulturen gesprochen; von einer europäischen Kultur; etc. Im allgemeinen wird Kultur als unreflektierter Begriff verwendet, der etwas vermeintlich klares und selbstverständliches bezeichnet. Jeder weiß doch, was Kultur ist. Oder?

Es ist ein Anliegen mit den Ergebnissen unserer kritischen Auseinandersetzung mit leeren Begriffen wie Kultur an die Öffentlichkeit zu treten. Doch eine angebrachte Darstellungsweise und Kommunikations-Form sollte erarbeitet werden, um dieses komplexe und abstrakte Thema verständlich und für das alltägliche Leben brauchbar zu machen.

Die Diskussion beinhaltete viele gute und wichtige Aspekte des Kulturbegriffes und zum Umgang damit. Ich freue mich auf weiteren Input in der nächsten Lehrveranstaltung nach den Osterferien - da wird es um die kritische Betrachtung des Keltenbegriffes gehen.

Mittwoch, 21. März 2012

PS Keltische Kultur an der Universität Wien

Im diesem Semester (SS 2012) halte ich ein Proseminar an der Universität Wien:

Keltische Kultur: Begriffe und Konzepte.

Der Kultur-Begriff ist ein roter Faden, der sich durch alle Disziplinen, die sich mit den Kelten auseinandersetzen zieht. In dieser Übung soll dem Kultur-Begriff und damit zusammenhängenden Theorien nachgegangen werden. Das Konzept Kultur soll in seine forschungs-geschichtlichen Kontexte gestellt und analysiert werden.
Ziel ist das Kennenlernen des Kultur-Begriffes und damit zusammenhängenden Konzepten. Diese sollen im Zusammenhang der verschiedenen Fächer Linguistik, Archäologie, Alte Geschichte und kulturwissenschaftliche Keltologie von den Studenten analysiert werden.

Über mich

Wien, Austria
Junior Researcher at AIT, Austrian Institute of Technology in Vienna.